Einsturzgefahr: Stadt macht Club Favela dicht!

Die Stadt hat den Club Favela am Hawerkamp wegen unmittelbarer Einsturzgefahr mit sofortiger Wirkung geschlossen. Diese Nachricht traf die Discobetreiber in der vergangenen Woche vollkommen unvorbereitet. Wie das Problem mit der Decke zu lösen ist, weiß derzeit noch niemand. Nun formiert sich im Internet Widerstand gegen die Schließung. Von Jörg Gierse

Der Brief kam am vorigen Donnerstag. Der Club Favela sei zu schließen. Sofort. Den Grund lieferte das Bauordnungsamt mit: konkrete und unmittelbare Einsturzgefahr. Warum das so sein soll, stand nicht in dem Brief. Auch nicht, was die Betreiber tun können, um den Musikclub am Hawerkamp möglichst schnell wieder öffnen zu können.

Alexis Buchwald deutet auf die grauen Leichtbetonplatten und die gelb gestrichenen Stahlträger hoch über seinem Kopf. ?Da hat sich nichts verändert?, sagt der Chef des Club Favela. ?Es fällt nichts runter, es biegt sich nichts durch, es regnet nicht rein.? Er könne nicht verstehen, warum die, die unter diesem Dach zu elektronischer Musik tanzen, in dieser Woche gefährdeter sein sollten als in der vorigen ? als das Tanzen noch erlaubt war.

Kritische Konstruktion

Verändert, das räumt auch die Stadt ein, hat sich nicht das Dach. Das ist so spartanisch, wie es vor Jahrzehnten auf den Lagerbau der Firma Pebüso gesetzt wurde. Und wohl auch im selben Zustand wie 2003, als der Club Favela auf dem nun städtischen Fabrik-Gelände genehmigt wurde.

Verändert hat sich aber der Blick der Stadt auf das Dach. Nachdem voriges Jahr die 08-Sporthalle eingestürzt war, prüfte sie die Dächer aller Gebäude in ihrem Besitz, die eine bestimmte Spannweite überschreiten. Auch das über dem Club Favela.

"Keinen Schimmer, was auf uns zukommt"

Mitte Oktober war ein Statiker am Hawerkamp. ?Danach hatten wir keinen Schimmer, dass etwas in der Art auf uns zukommt?, sagt Betriebsleiter Tobias Jönsthöve. Doch der Experte stufte die Tragfähigkeit der Dachkonstruktion als kritisch ein. So kritisch, dass darunter niemand mehr feiern darf.

Am vorigen Dienstag landete sein Gutachten auf dem Tisch von Carsten Peters, Chef des Hawerkamp-Trägervereins. Zwei Tage später folgte die sofortige Schließungsverfügung.

Vertrackte Situation

Seitdem, so Peters, sei der Verein in Gesprächen mit der Stadt. Die Situation ist aber vertrackt, denn derzeit weiß noch niemand, wie das Favela-Dach saniert werden kann, wie lange das dauert, was es kostet ? und wer es bezahlt.

?Derzeit wäre es fahrlässig, dort jemanden reinzulassen?, stellt Georg Mümken vom Amt für Immobilienmanagement klar. Ob eine Stütze mitten im Raum reicht, ob das Dach neu gedeckt oder das Stahl-Fachwerk verstärkt werden muss: ?Damit müssen sich die Statiker jetzt intensiv befassen.?

Ziel: Baldige Wiederöffnung

So viel Zeit hat Alexis Buchwald aber nicht. Zum einen muss er 13 Mitarbeiter bezahlen. Zum anderen verliert er jedes Wochenende die Einnahmen von gut 800 Besuchern. Die protestieren bei Facebook gegen die Schließung. Die Gruppe "SOS - Rettet das Favela" zählt mittlerweile 1000 Mitglieder. Dort wird dazu aufgerufen, Petitionen an den Verein "Rettet den Haverkamp" zu schreiben, um möglichst schnell einen Ausweichsitz für den Club zu finden.

Gerüchte über eine dauerhafte Schließung machen bereits die Runde. Denen will Buchwald entgegenwirken, indem er den Club schnell wieder aufmacht ? spätestens im Februar oder März. ?Wir kennen selbst Ingenieure, könnten alles vorfinanzieren und viel in Eigenleistung machen?, sagt er. Dafür sei aber etwas Entgegenkommen nötig: ?Uns von heute auf morgen einfach dicht zu machen, finde ich unverantwortlich.?

Quelle: http://www.muensterschezeitung.de/lokales/muenster/Stadt-macht-Club-Favela-dicht;art993,1483229
Eintrag vom: 30.11.2011


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