Bremen: Sperrstunde für Diskotheken?

Mäurer will Sperrstunde für Diskotheken

Bremen. Bis zu 10.000 Jugendliche sind an einem guten Wochenendtag allein auf der Bremer Diskomeile unterwegs. Hinzu kommen Nachtschwärmer, die es zu später Stunde in die anderen Diskotheken der Stadt zieht. Gefeiert wird bis in den frühen Morgen, doch das könnte sich bald ändern. "Man sollte darüber nachdenken, die Öffnungszeiten der Diskotheken zu begrenzen", sagt Innensenator Ulrich Mäurer (SPD). Möglich wäre also eine Sperrstunde für Bremer Diskotheken - und deren Betreiber können sich mit diesem Gedanken durchaus arrangieren.

"Es gibt einen offensichtlichen Zusammenhang zwischen Alkohol und Gewalt", sagt Mäurer. "Daher muss man auch darüber nachdenken, ob es wirklich sinnvoll ist, dass man zu jeder Tages- und Nachtzeit Alkohol bekommen kann." Von einer Begrenzung der Öffnungszeiten der Diskotheken erhofft er sich vor allem eine Beruhigung der Diskomeile. Die betroffenen Gastronomen dagegen versprechen sich von einer Sperrstunde vor allem geregeltere Arbeitszeiten.

Eine Sperrstunde - "warum nicht", sagt André Scheulenburg, Betreiber der Diskothek "La Viva". In anderen Ländern funktioniere dies ja auch. Das Geschäft würde sich nach vorne verlagern, die Diskotheken könnten früher öffnen und wären auch früher voll. Wichtig sei aber, dass die Sperrstunde nicht auf einzelne Bereiche beschränkt bleibe, so Scheulenburg. "Nicht, dass wir hier an der Diskomeile schließen müssen, und unsere Gäste ziehen dann in einen anderen Stadtteil oder ein paar Straßen weiter, um dort zu feiern."

Auch Jan-Thore Kulke könnte sich mit einer Sperrstunde anfreunden. "Ich bin eigentlich gegen neue Verbote und Einschränkungen, aber uns alle nervt, dass die Läden immer später voll werden", sagt der Inhaber des NFF Clubs an der Katharinenstraße. "Das ganze Geschäft verlagert sich immer weiter nach hinten, und damit wird das Zeitfenster, in dem wir unser Geld verdienen können, immer kleiner." Fünf Uhr hält er für eine realistische Schlusszeit. "Damit könnte ich gut leben", sagt Kulke, und so hat er es auch schon mit Gastronomen der Diskomeile diskutiert.

Es gibt bei den Wirten offenbar die Bereitschaft, beim Thema Öffnungszeiten einzulenken. Während Mäurer bei einer Sperrstunde allerdings auf das Prinzip der Freiwilligkeit setzt, hoffen die Wirte auf eine allgemeingültige und vor allem auf eine verbindliche Lösung.

"Wenn die Öffnungszeiten der Diskotheken begrenzt werden, muss das überall in der Stadt gelten. Überall und für jeden", unterstreicht "La Viva"-Betreiber Scheulenburg. "Es darf keine Ausnahmen geben." Genau das allerdings könnte sich bei der Einführung einer einheitlichen Sperrstunde als Problem erweisen.

"Wenn die großen Diskotheken alle zeitgleich schließen, kommen gerade auf der Diskomeile in kurzer Zeit sehr viele Menschen auf die Straße", sagt Streetworker Ralf Igel. Er gehört zu den Mitarbeitern des Projekts "Pro Meile"; Ralf Igel ist einer der Streetworker, die an den Wochenenden auf der Diskomeile unterwegs und für die Partygänger Ansprechpartner für Probleme aller Art sind. Igel weiß, wie schnell sich die Lage anspannen kann, "wenn auf einem Schlag große Gruppen aus den Diskotheken auf die Straße kommen, das ist immer dann zu sehen, wenn die ersten Züge wieder fahren". Wenn dann noch hinzukomme, dass die Nachtschwärmer genervt sind, weil die Läden früher schließen, könne schnell eine brisante Stimmung entstehen.

"Wenn eine Sperrstunde funktionieren soll, dann müssten die Diskotheken die Öffnungszeiten nach vorne verlagern", sagt Igel. Doch selbst dann bliebe noch ein anderes Problem. "Es bringt ja nichts, wenn die Diskotheken zu einer Zeit schließen, zu der keine Züge mehr fahren." Wie sollen die Jugendlichen aus dem Umland wieder nach Hause kommen? Wo sollen sie bleiben, bis die ersten Züge den Bremer Hauptbahnhof verlassen? "Sie würden woanders hingehen, um die Zeit zu überbrücken, und dann hätte man dort die Probleme." Etwa im Hauptbahnhof oder in den Kneipen und Ein-Euro-Pubs. Und dennoch: "Grundsätzlich ist die Einführung einer Sperrstunde erst einmal eine gute Idee", resümiert Scheulenburg. "Wir müssen uns allerdings auf ein gemeinsames Modell verständigen. Und die Sperrstunde muss verbindlich sein."

Eines werde sich allerdings auch bei einer Sperrstunde nicht ändern, sagt der "La Viva"-Chef. "Es wird auf der Meile sicherlich nicht weniger getrunken, nur weil wir früher öffnen und schließen."

Text von Arno Schupp

www.weser-kurier.de/Artikel/Bremen/Politik/427868/Maeurer-will-Sperrstunde-fuer-Diskotheken.html

Quelle: http://www.weser-kurier.de
Eintrag vom: 15.08.2011


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